Moderne Wundbehandlung
 

Moderne Wundbehandlung

Sicherlich ist Ihnen auch schon einmal aufgefallen, dass Wunden in der Mundhöhle meist viel schneller heilen als an anderer Stelle.

Die Gründe dafür sind einfach:

Feuchtigkeit und Wärme fördern die Wundheilung.


Die Natur macht es uns vor. Haben Sie sich noch nie gefragt, weshalb Hunde und Katzen instinktiv ihre Wunden lecken? Feuchtigkeit und Wärme sind im Mund immer vorhanden und die Tiere führen sie durch das Lecken ihrer Wunde zu.

Übersicht:


So wirkt die feuchte Wundbehandlung

Eine Wunde benötigt für den Heilungsprozess Zellen und diese müssen sich teilen und wandern können. Die Zellen brauchen aber ein feuchtwarmes Klima zum Überleben. In diesem Sinne fördert ein solches Wundmilieu die Heilung und ermöglicht eine optimale Nutzung der körpereigenen Abwehrkräfte.
Genau dieses Prinzip machen sich "hydroaktive Wundversorgungsprodukte" zu eigen. Die Qualitätskriterien nach T. D. Turner für einen idealen Wundverband machen deutlich, welche Vorteile die modernen Wundverbände bieten, sie
  • entfernen überschüssiges Wundexsudat (eiweißhaltige Flüssigkeit, die bei Entzündungen aus den Gefäßen tritt)
  • sorgen für ein feuchtes Klima im Wundbereich
  • gewährleisten einen Gasaustausch
  • isolieren die Wunde thermisch von der Umwelt
  • bieten der Wund mechanischen und mikrobiologischen Schutz (kein Eindringen von Keimen von außen in die Wunde) und
  • lassen sich atraumatisch (in der Regel schmerzfrei) entfernen

Die Vorteile dieser Wundbehandlung für die Betroffenen selbst liegen auf der Hand:

Hydroaktive Wundverbände ermöglichen

  • nach entsprechender Anleitung eine selbstständige Wundversorgung
  • eine unter ästhetischen Gesichtspunkten akzeptable Narbenbildung und
  • einen raschen Heilungsverlauf

Allerdings verlangen moderne Wundverbände auch ein Umdenken, da hier die Häufigkeit notwendiger Verbandwechsel von der Wunde bestimmt wird. Ist die Saugfähigkeit einer Wundauflage erschöpft, muss man den Verband wechseln. Das kann bei stark nässenden Wunden anfangs täglich, später aber erst nach 7 Tagen notwendig sein. Beim Einsatz hydroaktiver Wundverbände ist eine anfängliche Wundvergrößerung im Rahmen der Feuchttherapie als "normal" zu betrachten. Abgestorbenes, nekrotisches Gewebe, das als solches nicht sichtbar ist, wird dabei automatisch mit aufgelöst und abgeräumt. Der eigentliche Sinn dieses Prozesses ist einleuchtend: Nur eine sauber gereinigte Wunde kann gut heilen.Nach oben

   
Kein Erfolg ohne Ursachenbeseitigung

Hydroaktive Wundverbände können bei unterschiedlichen Wundtypen angewendet werden und sie beschleunigen den Verlauf der Wundheilung.
Allerdings darf ein wichtiger Grundsatz nicht vergessen werden: Bei chronischen Wunden wie Dekubital-Ulcera, Ulcus cruris, dem diabetischen Fuß-Syndrom etc. müssen vordringlich die eigentlichen Ursachen der jeweiligen Erkrankung behandelt werden. Unverzichtbar ist eine sorgfältige Diagnose und die anschließende Beseitigung ursächlicher Faktoren wie:
  • mangelhafte bzw. einseitige Ernährung
  • schlechter Allgemeinzustand
  • Stoffwechselstörungen
  • Infektionskrankheiten
  • geschwächtes Immunsystem
  • psychische Probleme
  • dauernder Druck auf das Gewebe

Bei Dekubitalgeschwüren ist eine effektive Druckentlastung das Allerwichtigste, bei Ulcus cruris venosum eine Kompressionstherapie und beim diabetischen Fuß-Syndrom kommt es entscheidend auf die richtige Insulin-Einstellung und durchblutungsfördernde Maßnahmen an.Nach oben

Dekubitus

Unter einem Dekubitus versteht man das Wundliegen bei Bettlägerigkeit oder Unbeweglichkeit. Dauernder Druck auf bestimmte Hautareale behindert die Versorgung der Haut und des Gewebes mit sauerstoffreichem Blut, was bereits nach kurzer Zeit zu Hautschädigungen führen kann.
Je nach Schwere des Gewebeschadens unterscheidet man 4 Stadien, die von einer Hautrötung über Blasen und Risse bis zu Nekrosen (Gewebetod) und tiefen, großflächigen Wunden reichen.


Dekubitus Grad 1 Dekubitus Grad 1

Dekubitus Grad 2 Dekubitus Grad 2

Ulcus cruris

Die meisten Unterschenkelgeschwüre entstehen duch Venenleiden (Ulcus cruris venosum). Die zum Herzen führenden Gefäße können den Rücktransport des sauerstoffarmen Blutes aus den Beinen nicht mehr gewährleisten, es kommt zu Durchblutungsstörungen und zur Schädigung des Gewebes.
Auch Störungen des vom Herzen wegführenden Gefäßsystems können Unterschenkelgeschwüre verursachen (Ulcus cruris arteriosum). Besonders problematisch stellen sich so genannte Mischformen dar.
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Ulcus cruris Ulcus cruris

Diabetisches Fuß-Syndrom

Das Diabetische Fuß-Syndrom beim Diabetiker entsteht durch die Folgeschäden dieser Erkrankung, welche sich in einem erhöhten Verletzungs-, Infektions- und Gangrän-Risiko zeigen. Die arteriellen Störungen und das hohe Maß der Schädigung von peripheren Nerven führen häufig zum Verlust der betroffenen Extremität.
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Diabetisches Fuß-Syndrom Diabetisches Fuß-Syndrom

Phasen der Wundheilung

Unabhängig von der Art der Wunde und vom Ausmaß des Gewebeverlustes verläuft die Wundheilung in 3 Hauptphasen, die sich zeitlich überlappen:

Die nachfolgende Maturation, die Festigung der frischen Epithelschicht kann bis zu einem Jahr dauern.Nach oben

 

Produkte für die Wundbehandlung

Heutzutage gibt es ein großes Angebot moderner Wundversorgungsprodukte, die entsprechend der jeweiligen Wundheilungsphase eingesetzt werden und miteinander kompatibel sind. Dazu zählen unter anderem:

Alginate

Alginate Alginate werden aus Braunalgen gewonnen. Sie verfügen über ein großes Aufsaugvermögen und bilden durch Ionenaustausch und Aufnahme von Wundsekret unter Quellung ein formstabiles, visköses Gel. Das entstandene Gel hält die Wunde ständig feucht. Erhältlich sind Alginate als Wundkompressen oder Wundtamponaden.
Bei ihrer Anwendung ist ein Sekundärverband nötig, hierfür eignen sich herkömmliche Kompressen oder Hydrokolloid-Verbände sowie Schaumverbände.
Anwendungsbereiche: stark nässende, tiefe und zerklüftete Wunden (beispielsweise Dekubitalgeschwüre, Ulcrus cruris, sekundäre Wundheilungsstörungen).
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Hydrokolloid-Verbände

Hydrokolloid-Verband 1 Hydrokolloid-Verband 2 Hydrokolloid-Verband 3

Sie bestehen aus einer selbstklebenden Matrix (Grundmasse), in die stark quellfähige Partikel eingebettet sind. Das Gel, welches sich bei der Aufnahme von Wundsekret bildet, hält die Wunde feucht und schließt Keime sowie abgelöstes, abgestorbenes Gewebe ein. Beim Verbandwechsel muss man das Gel aus der Wunde ausspülen, beispielsweise mit steriler Ringerlösung (Elektrolytlösung). Hydrokolloide zählen zu den so genannten semiokklusiven (halb geschlossenen) Verbänden. Das darin ruhende Prinzip verhindert einerseits das Eindringen von Keimen und Flüssigkeiten in die Wunde, erlaubt jedoch andererseits den Austritt von Wasserdampf und Gasen.
Liegt eine Infektion vor, bedarf die Anwendung einer regelmäßigen und sorgfältigen Beobachtung. Hydrokolloid-Verbände sind in allen Wundheilungsphasen einsetzbar. Anwendungsbereiche: Dekubiti, Ulcus cruris, Verbrennungen 1. und 2. Grades, Schürfwunden, als Hautschutzmaßnahme und mehr.
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Hydrogele

Hydrogel 1 Hydrogel 2

Hierbei handelt es sich um fertige Gele, es wird also kein Wundsekret zur Umwandlung in ein Gel benötigt. Durch den hohen Wasseranteil von ca. 60 % eignen sie sich speziell zum Aufweichen und Ablösen von totem Gewebe und Belägen sowie zur Befeuchtung trockener Wunden. Angeboten werden sie meist als steriles Gel (Bild 1) in der Tube, aber auch in Form von Fertigverbänden (Bild 2).Nach oben

Polyurethan-Schäume

Polyurethan-Schäume

Bei dieser Wundversorungsvariante findet eine selektive Aufnahme von Wasser bzw. Wundsekret statt und gleichzeitig wird in der Wunde ein feuchtes Milieu gehalten.
Auf oder in der Wunde hinterlassen Polyurethan-Schäume kein Gel, eine Wundspülung ist deshalb nicht erforderlich.
Anwendungmöglichkeiten: siehe Hydrokolloid-Verbände.

 

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Folienverbände

In der Regel bestehen sie aus Polyurethan, sie sind transparent, einschichtig und dünn wie eine zweite Haut. Diese Verbände sind keimundurchlässig, ein Gasaustausch von Sauerstoff und Wasserdampf findet jedoch statt.
Folienverbände eignen sich zum Schutz von oberflächlichen, nicht nässenden Wunden oder auch zur Fixierung von Wundauflagen (so besteht die Möglichkeit zum Duschen oder Baden). Gerne werden sie deshalb auch bei Kindern mit Bagatellverletzungen eingesetzt.
Anwendungsmöglichkeiten: postoperative Wundversorgung, Bagatellverletzungen, oberflächliche Schürfwunden, empfindliche Haut, Altershaut und mehr.
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Wundkissen mit Superabsorber

Wundkissen mit Superabsorber

Hier handelt es sich um eine mehrschichtige, kissenförmige Wundauflage. Sie wird vor der Anwendung mit einer entsprechenden Menge Ringerlösung (sterile Elektrolyt-Lösung) aktiviert, die dann bis zu 24 Stunden lang an die Wunde abgegeben wird. Die Wunde wird sozusagen "gespült" und dadurch gereinigt. Diese Wundkissen können auch bei infizierten Wunden angewendet werden, also hauptsächlich in der Reinigungsphase.

 

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Silber- oder Silber/Aktivkohle-Verbände

Silberverband Silberverband Silber/Aktivkohle-Verband Silber/Aktivkohle-Verband

Diese Wundauflagen haben eine antibakterielle Wirkung. Sie eignen sich bei infektionsgefährdeten, infizierten oder übelriechenden Wunden. Bakterien werden durch die Aktivkohle gebunden und die Silberionen töten diese ab.Nach oben

Hydrofaser-Verbände

Hydrofaser-Verbände sind besonders für Wunden mit massiver Flüssigkeitsabsonderung geeignet, sie weisen eine hohe Absorptionsfähigkeit auf. Die Aufnahme der Flüssigkeit erfolgt vertikal, was sich positiv auf die Wundumgebund auswirkt. Die Wunde wird durch die Bildung eines formstabilen Gels feucht gehalten und der Verband lässt sich schonend entfernen.Nach oben

Hyaluronsäure

Hyaluronsäure

Bei vielen verschiedenen biologischen Prozessen spielt die Hyaluronsäure eine wichtige Rolle. Sie hat eine stimulierende Wirkung auf die Wundheilung und bietet insbesondere bei schwer heilenden Wunden, wie beispielsweise dem diabetischen Fuß-Syndrom eine viel versprechende Therapiealternative.

 

 

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