Moderne Wundbehandlung
Sicherlich ist Ihnen auch schon einmal aufgefallen, dass Wunden
in der Mundhöhle meist viel schneller heilen als an anderer Stelle.
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Übersicht: |
So
wirkt die feuchte Wundbehandlung Eine Wunde benötigt für den Heilungsprozess Zellen und diese müssen sich teilen und wandern können. Die Zellen brauchen aber ein feuchtwarmes Klima zum Überleben. In diesem Sinne fördert ein solches Wundmilieu die Heilung und ermöglicht eine optimale Nutzung der körpereigenen Abwehrkräfte. Genau dieses Prinzip machen sich "hydroaktive Wundversorgungsprodukte" zu eigen. Die Qualitätskriterien nach T. D. Turner für einen idealen Wundverband machen deutlich, welche Vorteile die modernen Wundverbände bieten, sie
Die Vorteile
dieser Wundbehandlung für die Betroffenen selbst liegen auf der Hand:
Allerdings verlangen moderne Wundverbände auch ein Umdenken, da hier die Häufigkeit notwendiger Verbandwechsel von der Wunde bestimmt wird. Ist die Saugfähigkeit einer Wundauflage erschöpft, muss man den Verband wechseln. Das kann bei stark nässenden Wunden anfangs täglich, später aber erst nach 7 Tagen notwendig sein. Beim Einsatz hydroaktiver Wundverbände ist eine anfängliche Wundvergrößerung im Rahmen der Feuchttherapie als "normal" zu betrachten. Abgestorbenes, nekrotisches Gewebe, das als solches nicht sichtbar ist, wird dabei automatisch mit aufgelöst und abgeräumt. Der eigentliche Sinn dieses Prozesses ist einleuchtend: Nur eine sauber gereinigte Wunde kann gut heilen. |
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Kein Erfolg ohne Ursachenbeseitigung Hydroaktive Wundverbände können bei unterschiedlichen Wundtypen angewendet werden und sie beschleunigen den Verlauf der Wundheilung. Allerdings darf ein wichtiger Grundsatz nicht vergessen werden: Bei chronischen Wunden wie Dekubital-Ulcera, Ulcus cruris, dem diabetischen Fuß-Syndrom etc. müssen vordringlich die eigentlichen Ursachen der jeweiligen Erkrankung behandelt werden. Unverzichtbar ist eine sorgfältige Diagnose und die anschließende Beseitigung ursächlicher Faktoren wie:
Bei Dekubitalgeschwüren ist eine effektive Druckentlastung das Allerwichtigste, bei Ulcus cruris venosum eine Kompressionstherapie und beim diabetischen Fuß-Syndrom kommt es entscheidend auf die richtige Insulin-Einstellung und durchblutungsfördernde Maßnahmen an. |
Dekubitus
Unter einem Dekubitus versteht man das Wundliegen bei Bettlägerigkeit oder Unbeweglichkeit. Dauernder
Druck auf bestimmte Hautareale behindert die Versorgung der Haut und des Gewebes
mit sauerstoffreichem Blut, was bereits nach kurzer Zeit zu Hautschädigungen
führen kann.
Je nach Schwere des Gewebeschadens unterscheidet man 4 Stadien, die von einer
Hautrötung über Blasen und Risse bis zu Nekrosen (Gewebetod) und tiefen, großflächigen
Wunden reichen.
Dekubitus Grad 1 |
Dekubitus Grad 2 |
Ulcus cruris
Die meisten Unterschenkelgeschwüre entstehen duch Venenleiden (Ulcus cruris
venosum). Die zum Herzen führenden Gefäße können den Rücktransport des sauerstoffarmen
Blutes aus den Beinen nicht mehr gewährleisten, es kommt zu Durchblutungsstörungen
und zur Schädigung des Gewebes.
Auch Störungen des vom Herzen wegführenden Gefäßsystems können Unterschenkelgeschwüre
verursachen (Ulcus cruris arteriosum). Besonders problematisch stellen sich
so genannte Mischformen dar.
Ulcus cruris
Diabetisches Fuß-Syndrom
Das Diabetische Fuß-Syndrom beim Diabetiker entsteht durch die Folgeschäden
dieser Erkrankung, welche sich in einem erhöhten Verletzungs-, Infektions- und
Gangrän-Risiko zeigen. Die arteriellen Störungen und das hohe Maß der Schädigung
von peripheren Nerven führen häufig zum Verlust der betroffenen Extremität.
Diabetisches Fuß-Syndrom
Phasen der Wundheilung
Unabhängig von der Art der Wunde und vom Ausmaß des Gewebeverlustes verläuft
die Wundheilung in 3 Hauptphasen, die sich zeitlich überlappen:
Die nachfolgende Maturation, die Festigung der frischen Epithelschicht kann bis zu einem Jahr dauern.
Produkte für die Wundbehandlung
Heutzutage gibt es ein großes Angebot moderner Wundversorgungsprodukte, die
entsprechend der jeweiligen Wundheilungsphase eingesetzt werden und miteinander
kompatibel sind. Dazu zählen unter anderem:
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Sie bestehen aus einer selbstklebenden Matrix (Grundmasse), in die
stark quellfähige Partikel eingebettet sind. Das Gel, welches sich bei der Aufnahme
von Wundsekret bildet, hält die Wunde feucht und schließt Keime sowie abgelöstes,
abgestorbenes Gewebe ein. Beim Verbandwechsel muss man das Gel aus der Wunde
ausspülen, beispielsweise mit steriler Ringerlösung (Elektrolytlösung). Hydrokolloide
zählen zu den so genannten semiokklusiven (halb geschlossenen) Verbänden. Das
darin ruhende Prinzip verhindert einerseits das Eindringen von Keimen und Flüssigkeiten
in die Wunde, erlaubt jedoch andererseits den Austritt von Wasserdampf und Gasen.
Liegt eine Infektion vor, bedarf die Anwendung einer regelmäßigen und sorgfältigen
Beobachtung. Hydrokolloid-Verbände sind in allen Wundheilungsphasen einsetzbar.
Anwendungsbereiche: Dekubiti, Ulcus cruris, Verbrennungen 1.
und 2. Grades, Schürfwunden, als Hautschutzmaßnahme und mehr.
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Hierbei handelt es sich um fertige Gele, es wird also kein Wundsekret zur Umwandlung in ein Gel benötigt. Durch den hohen Wasseranteil von ca. 60 % eignen sie sich speziell zum Aufweichen und Ablösen von totem Gewebe und Belägen sowie zur Befeuchtung trockener Wunden. Angeboten werden sie meist als steriles Gel (Bild 1) in der Tube, aber auch in Form von Fertigverbänden (Bild 2).
Bei dieser
Wundversorungsvariante findet eine selektive Aufnahme von Wasser bzw.
Wundsekret statt und gleichzeitig wird in der Wunde ein feuchtes Milieu
gehalten.
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Hier handelt es sich um eine mehrschichtige, kissenförmige Wundauflage. Sie wird vor der Anwendung mit einer entsprechenden Menge Ringerlösung (sterile Elektrolyt-Lösung) aktiviert, die dann bis zu 24 Stunden lang an die Wunde abgegeben wird. Die Wunde wird sozusagen "gespült" und dadurch gereinigt. Diese Wundkissen können auch bei infizierten Wunden angewendet werden, also hauptsächlich in der Reinigungsphase.
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Silber- oder Silber/Aktivkohle-Verbände
Silberverband | Silber/Aktivkohle-Verband |
Diese Wundauflagen haben eine antibakterielle Wirkung. Sie eignen sich bei infektionsgefährdeten, infizierten oder übelriechenden Wunden. Bakterien werden durch die Aktivkohle gebunden und die Silberionen töten diese ab.
Hydrofaser-Verbände sind besonders für Wunden mit massiver Flüssigkeitsabsonderung geeignet, sie weisen eine hohe Absorptionsfähigkeit auf. Die Aufnahme der Flüssigkeit erfolgt vertikal, was sich positiv auf die Wundumgebund auswirkt. Die Wunde wird durch die Bildung eines formstabilen Gels feucht gehalten und der Verband lässt sich schonend entfernen.
Bei vielen verschiedenen biologischen Prozessen spielt die Hyaluronsäure eine wichtige Rolle. Sie hat eine stimulierende Wirkung auf die Wundheilung und bietet insbesondere bei schwer heilenden Wunden, wie beispielsweise dem diabetischen Fuß-Syndrom eine viel versprechende Therapiealternative.
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Taschenbuch |
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